Alles, was Sie über den Bullwhip-Effekt wissen müssen

Von Nadia Stauber
25. Oktober 2022 • 10 Min. Lesezeit

bullwhip effect

Bald ist es wieder soweit: Black Friday steht vor der Tür. Jedes Jahr warten Millionen von Menschen auf den großen Rabatt-Tag, um Weihnachtsgeschenke und co. zu ergattern – und das zum vergünstigten Preis.

Ob es nun einmalige Ereignisse wie Black Friday oder herkömmlichere Probleme wie beispielsweise wetterbedingte Lieferengpässe sind: Manchmal ist es schwer, die tatsächliche Nachfrage eines Produkts zu kalkulieren. Daher bestellen viele Unternehmen oft mehr als eigentlich benötigt, um die richtige Anzahl eines begehrten Produkts bereitstellen zu können. Dabei kann ein problematisches Phänomen entstehen: der Bullwhip-Effekt.

Erfahren Sie jetzt alles was Sie jetzt über den Begriff aus dem Supply Chain Management wissen müssen, wo die konsumreichste Zeit des Jahres bevorsteht!

 

Was genau ist der Bullwhip-Effekt?

Der Bullwhip-Effekt oder auch Peitscheneffekt genannt beschreibt ein Phänomen in der Logistik, das durch Nachfrageschwankungen und Fehleinschätzungen der Nachfrage in einer mehrstufigen Lieferkette entsteht. Grund dafür sind meist fehlende Transparenz auf den einzelnen Ebenen sowie eine schlechte Kommunikation. So achten die einzelnen Akteure innerhalb einer Lieferkette mehrheitlich nicht auf die Nachfrage beim Endkunden, sondern vielmehr auf die Informationen des vorherigen Lieferkettengliedes.


Wie die untenstehende Grafik veranschaulicht, steigern sich diese Schwankungen immer mehr, je weiter wir uns vom Endkunden Richtung Lieferant bewegen. Die immer größer werdenden Abstände „peitschen” immer höher in der Lieferkette, wodurch zu viele Produkte hergestellt werden, die im Endeffekt keinen Abnehmer finden.

bullwhip effect

Ein Beispiel für den Bullwhip-Effekt

Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Ein Shampoohersteller hat diesen Sommer eine neue Sorte mit sommerlichem Duft nach Ananas und Kokosnuss herausgebracht. Die Sorte kam gut bei den Kund*innen an und es wurden ca. 20.000 Shampoos verkauft.

Aufgrund der Beliebtheit des Shampoos ist das Produkt in einigen Geschäften ausverkauft. Um dies in Zukunft zu vermeiden, bestellen die Geschäfte jetzt 25.000 Flaschen beim Großhändler. 

Dieser möchte sichergehen, dass er auch unter allen Umständen liefern kann und bestellt vorsichtshalber 30.000 Flaschen Shampoo beim Hersteller.

Doch da es langsam kälter wird, fangen die Kund*innen an, Sorten mit eher winterlichem Duft zu kaufen. Daher ist die Nachfrage des Ananas-Kokosnuss-Shampoos viel kleiner als die bestellte Menge und es gibt kaum Abnehmer*innen für das Produkt.

Aufgrund von fehlender Transparenz und schlechter Kommunikation schaukelt sich die Höhe der Bestellmenge über die gesamte Lieferkette hinweg immer weiter auf. Auch wenn dieses Beispiel den Effekt sehr vereinfacht erklärt, wird das Grundprinzip jedoch gut veranschaulicht. Die Fehlkalkulationen entlang der Lieferkette steigen bei derartigen Fehlern exponentiell an.

Folgen des Bullwhip-Effekts

Der Bullwhip-Effekt entsteht dann, wenn durch missgedeutete Nachfragesignale des Endkunden bestellte Produktmengen den tatsächlichen Bedarf übersteigen. Wie das Beispiel zeigt, schaukelt sich die Situation ähnlich wie bei einer Peitsche immer weiter auf, bis es am Ende zum „großen Knall” kommt. Natürlich kann auch ein umgekehrter Bullwhip-Effekt entstehen, indem zu wenig Produkt für die bestehende Nachfrage bestellt wird.

 

Der Peitscheneffekt kann in der Praxis zu zahlreichen Problemen führen, wie beispielsweise:

 

  • Erhöhte Kosten durch höhere Lagerbestände
  • Ausgelastete Produktionskapazitäten
  • Planungsunsicherheit
  • Produktivitätssenkung
  • Out-of-Stock-Situationen
  • Preisverfall der Produkte
 
 

Auch die Logistik hat mit dem Bullwhip-Effekt zu kämpfen: Ressourcen werden dort ebenfalls auf der Grundlage verzerrter Daten geplant. Stimmen diese Daten nicht mit tatsächlichen Nachfragegegebenheiten überein, drohen schnell Transport-, Lager- und Personalengpässe.

 

Aber …  was genau hat der Bullwhip-Effekt mit Windeln zu tun?


Geprägt wurde der Begriff erstmals von der Firma Procter & Gamble (P&G)  in den 1990er Jahren. Der US-amerikanische Konsumgüterkonzern untersuchte das Bestellmuster eines ihrer beliebtesten Produkte: Pampers Windeln.

Obwohl man davon ausging, dass die Nachfrage nach Windeln nicht stark schwanken sollte, bestellte der Großhändler, der den Konzern belieferte, immer wieder unterschiedliche Mengen. Dies stellte P&G vor einige Herausforderungen wie Planungs- und Lagerprobleme. Die Firma merkte jedoch auch, dass ihre Lieferanten mit noch stärkeren Schwankungen zu kämpfen hatten. Die Beobachtungen machten im ersten Moment keinen Sinn –  Babys benötigen Windeln in gleichmäßigem Rythmus, doch die Bestellmengen variierten stärker, je weiter man in der Lieferkette wanderte.

 

Der Begriff Bullwhip-Effekt wurde geboren, dem man in den Folgejahren weiter auf den Grund gehen sollte.

Ursachen: Wie entsteht der Bullwhip-Effekt?

1. Kommunikationsprobleme

Die größte Schwierigkeit stellt eine fehlende bzw. zu ungenaue Kommunikation zwischen den einzelnen Stufen der Lieferkette dar. Die Nachfrage wird falsch eingeschätzt und dadurch wird eine zu hohe Menge als die eigentlich erforderliche an die nächste Stufe weitergegeben. Durch Transparenz, Kommunikation und Kooperation kann der Peitscheneffekt zwar nicht komplett verhindert werden, jedoch können so Maßnahmen ergriffen werden, um ihn einzudämmen.


2. Fehlender oder verzögerter Informationsaustausch

Mangel an Informationen: Es kommen Fehlinformationen zustande, da jedes Glied lediglich über lokale Daten verfügt und keine oder wenig Übersicht über die Geschehnisse in anderen Bereichen der Lieferkette hat. Jeder Akteur der Lieferkette gibt seine Informationen nur an das nachfolgende Glied weiter, wodurch dem nächsten Unternehmen die nötigen Informationen fehlen. Da die Übermittlung der benötigten Daten nicht auf jeder Stufe gleichzeitig stattfindet, zählt auch ein verzögerter Informationsaustausch zu den Ursachen des Bullwhip-Effekts.


3. Komplexität der Lieferkette

Je länger und komplexer eine Lieferkette, desto mehr haben schon geringste Schwankungen eine große Auswirkungen auf die gesamte Supply Chain. Bei steigender Anzahl von Lieferkettenteilnehmer*innen werden die Bestellamplituden von Endabnehmer bis zum Lieferanten immer größer und einflussreicher.


4. Auftragsbündelung

Oft werden Aufträge gebündelt bestellt, um von Mengenrabatten zu profitieren oder so z.B. Versandkosten zu sparen. Auf diese Weise werden jedoch lediglich die Lagerbestände erhöht, ohne dass der tatsächliche Bedarf gestiegen ist. Dadurch hingegen wird eine Kettenreaktion ausgelöst, die sich bis zur letzten Stufe der Lieferkette fortsetzt.


5. Befürchtung vor Engpässen

Jedes Lieferkettenglied achtet bei der Kalkulierung seiner Bestellmenge auf unterschiedliche Aspekte wie Preisschwankungen, Versorgungsengpässe oder Lieferkosten, die durch ein untypisches Kaufverhalten auf der Verbraucherseite hervorgerufen werden, wie beispielsweise Hamsterkäufe.  Man spricht hier auch vom sogenannten „Engpasspoker”. Durch die Generierung von möglicherweise benötigten Sicherheitsbeständen verstärkt sich der Peitscheneffekt immer mehr, je tiefer man sich in der Supply Chain befindet.

Wussten Sie, dass …

 

… Der Bullwhip-Effekt die gesamten Betriebskosten eines Unternehmens um 12,525% erhöhen kann?

… die Eliminierung des Bullwhip-Effekts die Unternehmensgewinne um durchschnittlich 15–30% steigern kann?

 

Im Jahr 1997 stellten die Forscher und Autoren Lee, Padmanabhan und Whang sowie Metters erstmals statistische Untersuchungen zu dem logistischen Phänomen an.

Lösungsansätze für den Bullwhip-Effekt

Um den Peitscheneffekt weitestgehend zu vermeiden bzw. ihn so gut es geht einzudämmen, stehen Kommunikation und Transparenz an erster Stelle. Dafür ist es notwendig, dass alle Akteure innerhalb einer Lieferkette intensiv miteinander kommunizieren, um so ihre Bestellabläufe für das nächste Kettenglied transparent zu machen. Mithilfe folgender Maßnahmen kann der Bullwhip-Effekt in Ihrem Unternehmen eingedämmt werden:

 

 

1. Transparenz in der Preisgestaltung

Ein erheblicher Grund für extreme Schwankungen in Bestellmengen sind schwankende Preise. Kurzfristige Preis- oder Rabattaktionen machen es schwer, Bestellungen vorauszusehen und einzukalkulieren. Damit alle Teilnehmer*innen einer Lieferkette besser planen können, sollten Mengenrabatte oder Ähnliches frühzeitig verkündet werden.

 

2. Reduzierung der Bestellmenge

Ein weiterer Lösungsansatz, um die Auswirkungen des Peitscheneffekts so gut es geht einzudämmen, ist, die Bestellmenge zu verringern, dafür aber die Bestellfrequenz zu erhöhen. Besonders dafür geeignet ist das Nutzen von Mischpaletten: Mithilfe einer Mischpalette werden verschiedene Produkte gesammelt transportiert und nicht wie sonst herkömmlich eine Palette pro Produktart genutzt. Dies hilft Unternehmen, schneller auf Bedarfsschwankungen zu reagieren.

 

Auch der Transport Ihrer Produkte stellt einen wichtigen Schritt in der Lieferkette dar. Hierbei kann auch einiges schiefgehen, das die Auswirkungen des Bullwhip-Effekts auf Ihr Unternehmen vergrößern kann.

Quicargo legt besonders auf diese Dinge viel Wert: Qualität, Leistung und Spontanität.

Sie haben sich verkalkuliert und plötzlich mehr Produkte zu verschicken als gedacht? Die Nachfrage nach Ihrem Produkt steigt stetig und Sie brauchen zusätzliche Kapazität für Ihre Distribution? Das Lager platzt aus allen Nähten und Sie wissen nicht wohin mit ihren Gütern?

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3. Integration von digitalen Informationssystemen

Wie bereits erwähnt, hilft eine bessere Kommunikation dabei, den Bullwhip-Effekt zu reduzieren. Beispielsweise hilft ein E-Procurement-System dabei, die Kommunikation zwischen den einzelnen Gliedern der Lieferkette zu verbessern.

Mithilfe einer digitalen Lösung wie E-Procurement können die Prozesse innerhalb einer Firma automatisiert und vereinfacht werden. Des Weiteren können Daten einfacher geteilt und eingesehen werden, womit der gesamte Prozess für alle Teilnehmer einer Lieferkette transparenter ist.

 

Fazit

Wie bereits erwähnt, lässt sich der Bullwhip-Effekt nicht komplett verhindern, dafür aber eindämmen. Es ist von besonderer Wichtigkeit, dass alle Beteiligten innerhalb einer Lieferkette intensiv miteinander kommunizieren. Um Transparenz in der gesamten Lieferkette zu gewährleisten, muss zunächst sichergestellt werden, dass die Abläufe im eigenen Unternehmen nachvollziehbar und steuerbar sind. Herrscht Transparenz im eigenen Unternehmen, kann diese auch an die anderen Glieder der Lieferkette weitergegeben werden.


Es lohnt sich: Informationsaustausch zwischen Logistik, Einkauf, Vertrieb und Planung innerhalb einer Lieferkette sorgt für einen klaren Überblick über die Vorgänge auf anderen Lieferkettenstufen und schafft so beste Voraussetzungen, den Bullwhip-Effekt in Ihrem Unternehmen so gering wie möglich zu halten.



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